Klangbild

Das Klangbild ist eine rein auditive Ausstellung, in welcher der Besucher ein spätmittelalterliches Kunstgemälde erkundet. Das berühmte Triptychon von Hieronymus Bosch „Der Garten der Lüste“ wird im leeren Raum klanglich erfahrbar. Der Besucher durchschreitet das Werk durch Himmel, Hölle und den Garten Eden. Dabei erfährt er, je nach Position im Raum, analog zur Position im Gemälde, unterschiedliche Soundscapes und atmosphärische Klänge. So wie er normalerweise das Gemälde mit seinem Auge abwandert, so begeht er es mit seinem Körper im konkreten Raum. Dabei muss er sich nur auf seinen Hörsinn verlassen. Er braucht dazu lediglich sein Smartphone und ein Paar Kopfhörer. Das Tracking seiner Position erfolgt mittels installierter Sensorik und der Smartphone-App.

Die Ausstellung selbst fand im Rahmen der Jahresausstellung der Burg Giebichenstein statt. Hier boten sich genügend Neugierige um die App zu testen und auf den Raum genauer abzustimmen.

Weiterhin wurde getrackt, in welchen Bildbereichen sich die Personen am längsten aufhielten. Die Klangkulisse ergab sich durch die drei großen Bereiche: Eden, Himmel und Hölle. Diese erhielten einen eigenen „Soundtrack“. Außerdem wurde die Handlung mit Hilfe diverser, eigens kreierter Soundscapes beschrieben. Die Herausforderung war hierbei, die Besucher ohne eine visuelle „Landkarte“ los zu schicken. Nur das Triptychon wurde am Eingang gezeigt und erläutert.

Leider lässt sich die Ausstellung in einem Video nur schwer vermitteln. Begeht man den leeren Raum aber mit Kopfhörern, nimmt sich dabei seine Zeit und erkundet jede Ecke, entfaltet sich die Wirkung des Konzeptes. Die Besucher der Jahresausstellung blieben in Mitten des Ausstellungsraumes, umgeben von zahlreichen anderen Besuchern, minutenlang stehen und lauschten dem, was um sie herum virtuell geschah.

Um ein nachvollziehbares Klangerlebnis zu gewährleisten, beschäftigte ich mich im Vorfeld mit Sound Design und sogenannten Soundscapes. Soundscapes befinden sich überall, egal ob auf der Arbeit im Büro oder draußen im Park. Sie beeinflussen unser Leben größtenteils unterbewusst. So werden bestimmte Geräusche und Klangfolgen oftmals mit Erinnerungen und Heimatverbundenheit in Verbindung gebracht, wie etwa der typische Klang einer bestimmten Dorfkirche (sound mark).

Aber auch key notes und sound signals beeinflussen unser Leben mehr oder weniger offensichtlich. So können Stadtbewohner bei geöffnetem Fenster auch über Krankenwagensirenen und Straßenbahnrattern hinweg schlafen. Diese Einteilung stammt von R. Murray Schafer, dessen und andere Werke ich im Rahmen meiner Masterthesis als wissenschaftliche Grundlage nutzte.